Lisa D. – Modedesignerin
Die Pečnik-Wiese als Gepränge
Eine Wiese ist ein Geflecht, ein Gefüge, ein Schichtwerk, ein Geschichtswerk. Eine Konstellation aus Gesteinen, Pflanzen, Insekten, Pilzen, Kadavern usw., geformt mithilfe von Grenzen, Feuern, Tieren, Drücken, Winden, Wassern, Gerätschaften und Erzählungen.
Von Menschenhand gerodet und erhalten, bewirtschaftet, beweidet und betrachtet, liefert sie Futter für Tiere und Gedichte, dient als Erinnerungsspeicher, Arzneischrank und Augenweide. Ohne menschliches Zutun wäre sie vermutlich Urwald.
Jede Wiese ist anders, jede Wiese ist konkret. Wie klimatische, geologische, gesellschaftliche Verhältnisse ist sie ständig im Wandel, ständig im Werden. Ein wenig wie die Mode.
Wie eine Wiese fassen? Eine Wiese ist nicht zu fassen.
Aber sie ist oft eingefasst – in Grenzen, die sich seit Jahrhunderten kaum verändert haben.
Und sie ist gelabelt – mit einer relativ dauerhaften Katasternummer und einem Flurnamen.
In dieser Fassung und unter diesem Label Fundstücke von der Pečnik-Wiese zu einem tragbaren Gepränge arrangiert – so könnte eine Wiese einen Menschen kleiden.
Lisa D. ist freischaffende Modedesignerin und Aktivistin, lebt und arbeitet in Berlin und Österreich. Seit 1984 zahlreiche Modekollektionen, Performances und Schauen, in denen sie Geschichten in der Sprache der Mode erzählt. Betreiberin des Veränderungsateliers „Bis es mir vom Leibe fällt“ und des Retourenlabels „Become A-Ware“.
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