WANDEL / SPREMEMBE
Vernissage der Ausstellung / odtvoritev razstave
WANDEL / SPREMEMBE
Pečnik-Wiese auf dem Marktplatz / Pečnikov travnik na trgu
Ausstellungsdauer / trajanje razstave: 21. Oktober – 19. November 2023
Vertreten waren Werke von / zastopani so dela od: Iris Andraschek, Ferdinand Bevc, Lisa D., Karolina Haderlap, Florentina Hitz-Uneg & Klaus Lippitsch, Elisabeth Johann, Elsa Logar, Erika Inger & Wolfgang Wohlfahrt, Schüler:innen / šolarji:ke SLOG, Nicole Six & Paul Petritsch, Gebhard Sengmüller, Johanna Steindl, Aki Traar, Herwig Turk.
Die Ausstellung ist eine Kooperation des Vereines a-ZONE und der Marktgemeinde Eisenkappel-Vellach und ist Teil des Projektes graben//LANDSCHAFT//lesen / razstava v sodelovanju društva a-ZONE in Tržna občina Železna Kapla-Bela je del projekta kopati// GRAPO//brati © 2023
WANDEL / SPREMEMBE
Eine vielstimmige Ausstellung zur Pečnik-Wiese in Bad Eisenkappel / Železna Kapla wirft zwischen 21. Oktober und 19. November Fragen zur Zukunft des ländlichen Raumes auf.
Was haben die weitgehend unbekannte Pečnik-Wiese in Leppen bei Bad Eisenkappel und die Klimakrise gemeinsam? Dazu ein Auszug aus der Empfehlung von 60 führenden Klimaforschern an den UNO-Weltklimarat im Februar 2023: „Um für eine wärmere Welt gerüstet zu sein, müssen wir Veränderungen antizipieren, die Betroffenen mit ins Boot holen und das lokale Wissen nutzen. Anstatt nur zu reagieren, müssen wir hier und jetzt einen aktiven Wandel einleiten.“
Zukunftsweisend: Bereits zwei Jahre vor dieser Empfehlung (2021) entwickelten in diesem Sinne Herwig Turk und Zdravko Haderlap das auf vier Jahre angelegte künstlerisch-wissenschaftliche Forschungsprojekt graben//LANDSCHAFT//lesen – kopati// GRAPO//brati. AlsAusgangspunkt wählten sie das Areal der Pečnik-Wiesein einem Ausmaß von 1,6 Hektar.
In den ersten zwei Jahren stand die künstlerisch-wissenschaftliche Annäherung an die steile, extensiv bewirtschaftete land- und forstwirtschaftliche Fläche (2021) im Focus des Projektes. Die Ergebnisse wurden in der Landschaftsinzenierung Operation: Pečnik-Wiese / operacija: Pečnikov travnik (2022) gebündelt die überregionale Aufmerksam erreicht hat. Das Jahr 2023 bestimmten weitere vertiefende künstlerische und wissenschaftliche Interventionen sowie Feldlaboratorien mit Jugendlichen vor Ort. Ab dem 21. Oktober werden mit der Ausstellung WANDEL / SPREMEMBE über 20 Positionen im Ortsraum von Bad Eisenkappel der Öffentlichkeit präsentiert.
Lokales Wissen trifft auf überregionale Erkenntnisse: Laut künstlerischen Leiter Herwig Turk „trifft in der Ausstellung der lokale, tradierte Wissensschatz der in der Region lebenden und arbeitenden Menschen aller Generationen auf die Wahrnehmung der zu dem Projekt eingeladenen überregionalen Künstler:innen und Wissenschaftler:innen.“
Lokale, eher kunstferne, jedoch stark frequentierte Orte, wie die eni24-Tankstelle oder das Restaurant Alex, sind in die Ausstellungsplanung genauso eingebunden, wie das Forum Zarja mit der Coppl Passage oder das zur Zeit verwaiste, ehemalige Gasthaus Moritz.
Gemeinde als Partner: Im Sinne der Ortskernbelebung und der Strategien für eine nachhaltige Zukunft wird das Projekt seit zwei Jahren tatkräftig auch von der Marktgemeinde unterstützt. „Damit unterstreichen die Gemeindeverantwortlichen ihr vitales Interesse an der Lokalgeschichte, an Kultur, Kunst und am Sozial- und Wirtschaftsleben im Einklang mit einer nachhaltigen Entwicklung der Umwelt“, zeigt sich Turk überzeugt.
Strategien für die nachhaltige Zukunft: Generationen- und interessenübergreifender Austausch ist zentral, wenn ernsthafte Überlegungen zur Zukunft des ländlichen Raumes und zur Stärkung der Gemeinschaft entstehen sollen . Daher wurden junge Menschen und junge Künstler:innen eingeladen ihre Vorstellungen in das Projekt einzubringen, ihre Stimme zu erheben und mitzugestalten. Das Jugendzentrum Bad Eisenkappel / Mladinski center Železna Kapla, das Slowenische Gymnasium in Klagenfurt / SLOG sowie Studierende der Alpen Adria Universität Klagenfurt sind dabei wichtige Partner:innen. Aber auch Kulturschaffende der älteren Generation wie Karolina Haderlap, Elisabeth Johann oder Ferdinand Bevc, um nur einige zu nennen, sind mit beeindruckenden Beiträgen zur Erforschung und Dokumentation der lokalen Kulturgeschichte vertreten.
Vertreten sind Werke von: Iris Andraschek, Ferdinand Bevc, Lisa D., Karolina Haderlap, Florentina Hitz-Uneg & Klaus Lippitsch, Elisabeth Johann, Elsa Logar, Erika Inger & Wolfgang Wohlfahrt, Schüler:innen / šolarji:ke SLOG, Nicole Six & Paul Petritsch, Gebhard Sengmüller, Johanna Steindl, Aki Traar & Herwig Turk.
Ergänzend zur AusstellungWANDEL / SPREMEMBE gibt es am 10. November um 19:00 Uhr im frisch renoviertem Haus der Kultur – Pfarrsaal / Hiša kulture – Farna dvorana eine hochkarätig besetzte Podiumsdiskussion zum Thema Zukunft des ländlichen Raumes / bodočnost podeželskega prostora.
Die Veranstaltungsreihe ist eine Kooperation des Vereines a-ZONE und der Marktgemeinde Eisenkappel-Vellach und ist Teil des Projektes graben//LANDSCHAFT//lesen © 2023
Künstlerische Leitung: Herwig Turk / Projektleitung: Zdravko Haderlap
Begleitbroschüre zur Ausstellung als PDF
Grafikdesign von Gudrun Zacharias – Maurer
Ausstellungsprogramm im Detail:
Alles, was sich mischt, findet immer an Grenzen statt – Iris Andraschek – Bildende Künstlerin
Für das Projekt graben//Landschaft//lesen – kopati//GRAPO//brati wurden Pflanzen der Pečnik-Wiese gesammelt, zugeordnet und benannt sowie Informationen und Wissen, Ausschnitte aus Gesprächen über diesen Landschaftsabschnitt gesammelt und den Pflanzen „in den Mund gelegt“. Diese Anordnungen wurde fotografiert, auf Aluminiumtafeln gedruckt und im FORUM Zarja beziehungsweise vor Ort auf der Pečnik-Wiese / Pečnikov travnik und in der Umgebung platziert.
Nutztier Grafik Generator – Gebhard Sengmüller – Medienkünstler
Zeichnungen, generiert durch die Daten von acht mit „GPS Loggern“ ausgestatteten Schafen auf der Weide, sowie von den Menschen bei der diesjährigen Heuernte auf der Pečnik-Wiese / Pečnikov travnik.
Klang der Pečnik Wiese – Aki Traar – Sounddesigner
Die elektroakustische Komposition interpretiert Klangverschiebungen im Hall und Echo der Pečnik Wiese, die geologische Beschaffenheit des Ortes sowie verschiedene Aspekte von Fauna und Flora.
Die Pečnik-Wiese als Gepränge – Lisa D. – Modedesignerin
Die Pečnik-Wiese kleidet Menschen! Dazu wurden Fundstücke der Pečnik-Wiese zu einem tragbaren Gepränge arrangiert.
Stratigraphie der Pečnik-Wiese – Erika Inger und Wolfgang Wohlfahrt – Bildhauer:in & Walter Poltnig / Hydrogeologe, in Kooperation mit Schüler:innen des 4.A SLOG
Eine liegende Gesteins-Skulptur, bestehend aus der Stratigraphie (= Grundlage für die Rekonstruktion der Erdgeschichte) und den Steinen der Umgebung der Pečnik-Wiese – Pečnikov travnik, die in den Hängen und Bächen zu finden sind. Gestaltet wurde die Landschaftsskulptur von Schüler:innen des Slowenischen Gymnasiums in Form eines einwöchigen Workshops in multipler Autorenschaft mit den Künstlern. Die neugeschaffene Gesteins-Skulptur wird über einen langen Zeitraum ein integrierter Teil der Pečnik-Wiese – Pečnikov travnik und der angrenzenden Kulturlandschaft.
Comics – Elsa Logar Künstlerin & Illustratorin
Comicstrips als Dokumentation des Prozesses der Jugendwerkstatt. Die Zeichnungen bilden die Begleitung des Prozesses der Jugendzentrum- Werkstatt. Einsichten in ein verstecktes Bad Eisenkappel, beliebte Orte und wiederkehrende Fragen der Jugendlichen werden darin thematisiert. Kurze Comics-Strips werden im Schaufenster der ehem. Fleischerei Hösl während der Ausstellung gezeigt.
Archiv Pečnik-Wiese – Nicole Six & Paul Petritsch – Bildende Künstler:in
In dieser Serie versuchen wir für uns Verborgenes aufzuzeichnen. Wir verwenden dafür Kameras, die durch Anwesenheit von Tieren, Wind, Bewegung, Lichtreflexionen und Wetterphänomene auslöst werden. Die Kamera filmt dann automatisch für die Dauer einer Minute. Die Videos werden auf Monitoren in der eni24-Tankstelle und im Restaurant Alex gezeigt.
Flurnamen – Nicole Six & Paul Petritsch – Bildende Künstler:in
Flurnamen teilen das Gelände ein und tragen zur Orientierung und Identifizierung bei. Flurnamen kennzeichnen die kleineren und kleinsten geografischen Einheiten. Zehn Landschaften und die dazu gehörigen Flurnamen in der Nachbarschaft der Pečnik-Wiese werden in einer Fotoserie dokumentiert und liegen als Postkarten an verschiedenen Orten der Ausstellung in Bad Eisenkappel zur freien Entnahme auf.
Zeichnen gegen das Vergessen – Karolina Haderlap – Kulturschaffende, Pensionistin
Mit der Verwendung neuer Technologien und dem technischen Fortschritt gerieten viele bäuerlich-handwerkliche Erzeugnisse des alltäglichen Lebensbedarfs in Vergessenheit. Damit verbunden ist auch ein Verlust an Sprache, an Wörtern, die diese Werkzeuge und Gerätschaften aus verschiedenen Holzarten bezeichneten. Gegen das Vergessen stellen sich die Zeichnungen von Karolina Haderlap.
Literarischen Zeugnisse – Herwig Turk – Bildender Künstler & Klaus Amann – Literaturwissenschaftler
Aus nur drei Häusern bzw. Keuschen im Umkreis von ein paar Hundert Metern rund um die Pečnik-Wiese stammen gut ein halbes Dutzend der bedeutendsten literarischen und autobiographischen Zeugnisse über NS-Verfolgung und Widerstand in Kärnten.
Medienüberbrückende Werkstatt der nächsten Generation „irgendwo, irgendwas, egal was, Hauptsache irgendetwas“ Jugendzentrum Eisenkappel mit Elsa Logar, Johanna Steindl, Leon Bernhofer.
Ausgehend von der Rolle der Jugend im ländlichen Raum und der Frage, welche Zukunft in Sicht ist, entstand eine medienübergreifende Werkstatt im öffentlichen Raum, bei der sich die Gruppe mit grundlegenden Themen der alltäglichen Existenz beschäftigt. Von der Pečnik-Wiese, dem Zentrum der romantisierten Utopie ausgehend, kreisen die Gespräche und Aktivitäten um Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Jugend in der Region. Der Standpunkt und die Rolle im heutigen Weltenwandel, die Beziehung zur Umwelt und die Verdrängung aus dem öffentlichen Raum verbinden sich mit bitter-lustigen Beschreibungen der Orte, in denen Jugendliche ihre Rolle finden müssen. Ziel ist es, den öffentlichen Raum zu erobern, den Platz zu besetzen, sichtbar und laut zu werden und damit auf die Bedürfnisse der nächsten Generation aufmerksam zu machen.
Sozial- und kulturhistorische Studie zum Pečnik-Hof – Ferdinand Bevc – Familienforscher
Der Lokal- und Familienforscher Ferdinand Bevc bietet uns in seiner akribischen sozial- und kulturhistorischen Studie einen Überblick über die 500-jährige Geschichte des Pečnik-Hofes. Dabei hebt er elf Generationen und 238 Personen, die direkt mit dem Hof in Verbindung standen, mit ihren Lebensgeschichten aus dem Dunkel der Geschichte ans Licht – darunter 17 Hof-Besitzer:innen sowie 71 auf dem Bergbauernhof Geborene.
Werkzeuge-Materialien-Begriffe – Elisabeth Johann – Waldhistorikerin & Karolina Haderlap – Kulturschaffende
Präsentation der Dokumentation des vereinzelt noch vorhandenen, von der bäuerlichen Bevölkerung über Jahrhunderte erarbeiteten traditionellen Wissens über landwirtschaftliche Werkzeuge und Gerätschaften. Mit der Verwendung neuer Technologien und dem technischen Fortschritt gerieten viele bäuerlich-handwerkliche Erzeugnisse des alltäglichen Lebensbedarfs in Vergessenheit. Damit verbunden ist aber auch ein Verlust an Sprache, an Begriffen, die diese Werkzeuge und Gerätschaften aus verschiedenen Holzarten, und insbesondere auch ihren Gebrauch bezeichneten.
Feldlabor: Pečnik-Wiese – Schüler:innen des Slowenischen Gymnasiums
Videoinstallationen zu mehrteiligen Workshops im Juni und September 2023,
Zeichnungen und Logbucheinträge, die vor Ort entstanden sind und reflexive Aufsätze der Schüler:innen ergänzen die Dokumentation der intensiven Auseinandersetzung mit der Pečnik-Wiese und ihrer Umgebung.
Beteiligt am Feldlabor waren: Iris Andraschek, Marika Balode, Ferdinand Bevc, Georg Derbuch, Zdravko Haderlap, Thomas Huber, Erika Inger & Wolfgang Wohlfahrt, Beate Kauer, Walter Poltnig, Johanna Steindl & Herwig Turk.
Vom Slowenischen Gymnasium Barbara Janota, Vanja Kocet, Tadeja Vinko Smrtnik, Monika Novak-Sabotnik, Christian Urak, Magdalena Kulnik & Zalka Kuchling (Direktorin) sowie Schüler:innen der 5.A Klasse im Mai und der 4.A Klasse im September 2023.